Glühbirne mit brennendem Streichholz anstelle eines herkömmlichen Glühdrahts vor dunklem HintergrundMartin Müller/pixelio

Gefährdung und Verletzbarkeit moderner Gesellschaften – am Beispiel eines großräumigen und langandauernden Ausfalls der Stromversorgung

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Gegenstand und Ziel der Untersuchung

Mit Beschluss des Ausschusses für Bildung, Forschung und Technikfolgenabschätzung wurde das Büro für Technikfolgen-Abschätzung beim Deutschen Bundestag (TAB) beauftragt, die Folgen eines großflächigen und langandauernden Stromausfalls systematisch zu analysieren. Zugleich sollten die Möglichkeiten und Grenzen des nationalen Systems des Katastrophenmanagements zur Bewältigung einer solchen Großschadenslage aufgezeigt werden.

Folgende Themenschwerpunkte wurden untersucht:

Folgenanalysen zu ausgewählten Sektoren der Kritischen Infrastrukturen:

Ziel dieser Analysen war es, plausible Folgen und Folgenketten, ausgelöst durch einen Stromausfall, darzustellen und damit Hinweise auf die Vulnerabilität bzw. Resilienz des Sektors zu geben.

Dazu wurden folgende Gefährdungslagen analysiert:

  • Versorgung der Bevölkerung mit Nahrungsmitteln (Sektor »Landwirtschaft/ Lebensmittelhandel«)
  • Sicherstellung einer medizinischen und pharmazeutischen Mindestversorgung (Sektor »Gesundheitswesen«)
  • Aufrechterhaltung der (Trink-)Wasserversorgung und Abwasserentsorgung (Sektor »Wasser und Abwasser«)
  • Gewährleistung angepasster Mobilität bzw. Transportkapazitäten (Sektor »Transport und Verkehr«)
  • Ermöglichung ausreichender Finanzdienstleistungen (Sektor »Finanzdienstleistungen«)
  • Aufrechterhaltung bzw. Wiederaufbau ausreichender Kommunikationswege (Sektor »Informationstechnik und Telekommunikation«)
  • Gewährleistung öffentlicher Sicherheit – Fallbeispiel »Gefängnisse«
Überlegungen zu Einstellungen und Verhalten der Bevölkerung:

In diesem Themenschwerpunkt wurde das Anliegen verfolgt, einige Hypothesen zu den Einstellungs- und Verhaltensmustern bezüglich eines Stromausfalls zu entwickeln. Ein langandauernder Stromausfall wird die Bevölkerung in Unsicherheit und Angst versetzen sowie Gefährdungen von Leib und Leben mit sich bringen. Die Forschung zum Verhalten von Individuen und Gruppen in Katastrophensituationen legt die Erwartung nahe, dass auch bei einem Stromausfall sowohl unsoziale, illegale und aggressive Aktionen als auch Mitgefühl und Hilfsbereitschaft, rationales und entschlossenes Handeln zutage treten werden. Das Wissen über die sozialen und sozialpsychologischen Dimensionen einer solchen Katastrophe ist aber ungenügend.

Es dürfte insgesamt zutreffen, dass manche Annahmen über das Verhalten und die »Lenkbarkeit der Bevölkerung« in extremen Lagen einer Prüfung bedürfen, wenn man die Rolle der Bevölkerung sowie der professionellen und freiwilligen Helfer wirklichkeitsnah einschätzen und hieran bei der Katastrophenbewältigung anknüpfen will. Deshalb wurde auch die Dimension des Verhaltens in die Folgenanalyse einbezogen.

Analyse des deutschen Katastrophenmanagementsystems

Dieser Untersuchungsgegenstand wurde dahingehend betrachtet, welche Akteure und Strukturen des nationalen Systems des Katastrophenschutzes in Friedenszeiten im Falle einer stromausfallinduzierten Großschadenslage von Relevanz sind und welche Beiträge sie zur Katastrophenbewältigung leisten können.
Hierzu wurden die wichtigsten relevanten Strukturen, Kräfte und Einrichtungen auf Landes-, Bundes- und kommunaler Ebene im Überblick erfasst. Der Fokus lag dabei auf deren Kapazitäten und Handlungsmöglichkeiten für den Fall eines langandauernden und großräumigen Stromausfalls. Ergänzend wurden die einschlägigen Rechtsgrundlagen geprüft. Dabei wurden weder Systematik und Vollständigkeit, noch eine rechtswissenschaftliche Analyse angestrebt. Im Licht der Resultate der Folgenanalyse wurde dann eine erste Einschätzung der Bewältigungskapazitäten des nationalen Krisenmanagementsystems vorgenommen.

Kontakt

Bernd Stegmann
Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
stegmann∂tab-beim-bundestag.de
+49 30 28491-114

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