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Ausbau regenerativer Energieerzeugung – ökologische und andere Folgewirkungen in einer integrierten sozioökonomischen und ökologischen Gesamtbetrachtung

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Thematischer Hintergrund

Der Ausbau erneuerbarer Energien schreitet in Deutschland mit beeindruckendem Tempo voran. Im Zeitraum von 2000 bis 2014 verdreifachte sich ihr Anteil am Endenergieverbrauch von 3,7 auf 12,4 %. Der stärkste Anstieg war dabei im Strombereich zu verzeichnen, von 6,2 auf 27,8 %. Die erklärte Zielsetzung der Energiewende ist es, dass erneuerbare Energien (EE) bis 2050 60 % des Endenergieverbrauchs sowie mindestens 80 % des Stromverbrauchs decken sollen.

Neben den unbestritten positiven Wirkungen des Einsatzes erneuerbarer Energien, die vor allem aus der Substitution fossiler Energieträger (Kohle, Öl, Gas) und der damit verbundenen Senkung klimaschädlicher CO2-Emissionen resultieren, existiert eine Vielzahl weiterer (positiver oder negativer) indirekter und Folgewirkungen, die für eine umfassende ökologische, ökonomische und soziale Gesamtbetrachtung der EE identifiziert und bewertet werden müssen. Es ist klar, dass mit dem heute erreichten Umfang der EE-Nutzung in energiewirtschaftlich relevanter Größenordnung auch Folgewirkungen in gesamtwirtschaftlich bzw. -gesellschaftlich relevanter Dimension verbunden sind.

Für eine solche Gesamtbetrachtung sind Auswirkungen entlang des gesamten Lebenszyklus der Anlagen zur Nutzung erneuerbarer Energien einzubeziehen, vom Bau über den Betrieb bis hin zur Nachnutzung bzw. Entsorgung obsolet gewordener Installationen. Der Forschungsansatz, der hier zumeist gewählt wird, ist die Lebenszyklusanalyse (»Life Cycle Analyses« [LCA]). Allerdings wird dabei häufig der Fokus lediglich auf die Energiebilanz sowie auf CO2- und Schadstoffemissionen gelegt, da diese methodisch gut erschlossen sind und oft umfangreiche quantitative Daten vorliegen.

Andere Auswirkungen sind dagegen weniger umfassend beleuchtet, da sie schwieriger zu quantifizieren sind bzw. nicht nur von der Technologie, sondern entscheidend von der Standortwahl abhängen. Hierzu zählen z.B. Aspekte der Landnutzung, Auswirkungen auf das Landschaftsbild, sowie auf lokale bzw. regionale Flora und Fauna, Schallemissionen oder bestimmte spezifische Risiken (z.B. bei der Geothermie die Möglichkeit, dass Erdbeben ausgelöst werden können). Diese Art von Wirkungen ist nicht zuletzt deshalb von hoher Relevanz, da sie oftmals die Wahrnehmung und damit die Akzeptanz von EE-Projekten vor Ort entscheidend beeinflussen.

Für eine umfassende Gesamtbewertung müssten im Prinzip die Folgewirkungen der konventionellen Stromerzeugung zum Vergleich herangezogen werden. Darüber hinaus wären auch systemische Wirkungen (Wie wirkt der Einsatz von EE im Stromsystem?) in die Betrachtung zu integrieren.

Ziel und Vorgehensweise

Die TA-Vorstudie soll Möglichkeiten und Grenzen aufzeigen, die für eine umfassende ökologische, ökonomische und soziale Gesamtbewertung der durch den Ausbau der EE induzierten Folgewirkungen bestehen. Als wesentliche Ziele sollen Forschungslücken identifiziert und Themen definiert werden, die im Rahmen einer möglichen Hauptstudie detailliert analysiert werden könnten. Es sollen methodische Grundüberlegungen angestellt werden, um die Herangehensweise und den voraussichtlichen Aufwand für eine eventuelle Hauptstudie konkretisieren zu können. Damit soll eine Grundlage geschaffen werden, dass der Deutsche Bundestag zu gegebener Zeit entscheiden kann, ob bzw. wann eine solche Hauptstudie durchgeführt werden soll.

Ausgehend von bestehenden Ergebnissen von Lebenszyklusanalysen, »Impact Assessments sowie Analysen« externer Effekte bzw. externer Kosten soll die Betrachtung erweitert werden, um alle wesentlichen identifizierbaren Folgewirkungen des EE-Ausbaus in eine Gesamtbewertung einfließen zu lassen. Positive und negative Folgewirkungen sollen systematisch gegenübergestellt und gegeneinander abgewogen werden (z.B. bei bestimmten Nutzungspfaden von Bioenergie auf der einen Seite eine Reduktion von CO2-Emissionen, auf der anderen Seite die Verursachung von Luftschadstoffemissionen und die damit verbundenen Nachteile wie Versauerung, Eutrophierung, Ozonzerstörung und/oder Beeinträchtigung der Gesundheit). Besonderes Augenmerk ist auf Folgewirkungen zu legen, die in bisherigen Studien nicht bzw. nicht systematisch in den Blick genommen wurden.

Für eine vertiefte inhaltliche Behandlung wurden zu Beginn des Projekts zwei Themenbereiche ausgewählt: Windkraft und regenerative Wärme. Die Vorstudie soll auch dazu dienen, weitere Themenbereiche zu identifizieren, für die eine detaillierte Betrachtung im Rahmen einer eventuellen Hauptstudie angezeigt erscheint. Hierfür sollen mögliche Herangehensweisen sowie der zu erwartende Aufwand konkretisiert werden.