Zukunft der Automobilindustrie

Der aktuelle TAB-Brief thematisiert die großen technologischen und strukturellen Umbrüche sowie die damit verbundenen Herausforderungen, vor denen die globale Automobilindustrie in den nächsten Jahren und Jahrzehnten steht.
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TAB-Brief Nr. 41 mit Schwerpunkt zur Zukunft der globalen Automobilindustrie.

Aktuell hat sich China zum weltgrößten Markt für neuzugelassene Personenkraftfahrzeuge entwickelt, während der Absatz auf etablierten Märkten (EU, USA, Japan) stagniert. Zugleich gewinnen vor dem Hintergrund knapper werdender fossiler Brennstoffe und drängender Klimaprobleme alternative Antriebsquellen jenseits des klassischen Verbrennungsmotors an Bedeutung, und es lässt sich als weiterer wichtiger Trend eine Änderung im Mobilitätsverhalten identifizieren, der insbesondere in Regionen mit hohem Wohlstandsniveau Einzug hält. Diese Entwicklungen werden unter den Schlagworten »Nutzen statt besitzen«, »Multimodalität« oder »Vernetzung« diskutiert.

Die Beiträge des Schwerpunkts fußen auf zwei aktuellen TAB-Projekten, deren Ergebnisse im Herbst dem Deutschen Bundestag jeweils im Rahmen eines Innovationsreports vorgelegt werden. Nach erfolgter Abnahme durch den zuständigen ABFTA werden die beiden TAB-Arbeitsberichte voraussichtlich im Winter dann auch in gedruckter Form vorliegen. Es handelt sich zum einen um das Projekt »Zukunft der Automobilindustrie« dessen Ziel es ist, vom globalen Marktgeschehen und von geänderten Mobilitätskonzepten ausgehend die Stellung und Zukunftspotenziale des deutschen Automobilsektors zu untersuchen. Dazu liegen bisher nur partielle Untersuchungen vor. Die Analyse erfolgt aus einer systemischen und umfassenden Perspektive und für einen Zeithorizont von 20 Jahren bis 2030. Sie konzentriert sich auf den Personenverkehr und die Pkw-Märkte, da in diesen Bereichen über diesen Zeitraum die größten Veränderungen erwartet werden. Ein weiteres TAB-Projekt analysiert die »Konzepte der Elektromobilität und deren Bedeutung für Wirtschaft, Gesellschaft und Umwelt«. Angesichts der hohen Komplexität des Untersuchungsfeldes, der Vielfalt an Projekten zu verschiedenen relevanten Themenfeldern im Kontext der Elektromobilität und der vielschichtigen Fragestellungen, welche sich im Hinblick auf politische Strategien und Entscheidungen stellen, ist ein Ziel dieses Projekts, den Stand der Forschung und Entwicklung umfassend aufzuarbeiten. Auf dieser Basis erfolgt eine zusammenfassende Betrachtung derjenigen Aspekte, die für politische Entscheidungen zu Strategien und Maßnahmen zentral sind, namentlich ökologische, ökonomische und soziale Aspekte der Integration von Elektromobilität in die Verkehrssysteme.

Im ersten Beitrag von Christoph Zanker und Wolfgang Schade wird – vor dem Hintergrund der großen Bedeutung des Exportgeschäfts für die deutsche Automobilwirtschaft – die internationale Aufstellung der deutschen Automobilindustrie genauer ins Blickfeld genommen und analysiert, von welchen Absatzmärkten die Industrie im Besonderen abhängig ist und wie sich diese Märkte zukünftig entwickeln werden. Parallel wird der Frage nachgegangen, in welchen Regionen und in welcher Intensität die deutsche Automobilindustrie mit Produktionsaktivitäten engagiert ist. Dabei wird zunächst die heutige Situation der globalen Absatzmärkte erläutert, danach die globale Verteilung der Produktionskapazitäten und anschließend werden Auslastung und globale Überkapazitäten thematisiert. Der Beitrag schließt mit einer Prognose der globalen Absatzmärkte bis 2030. Neben den in Deutschland ansässigen Automobilherstellern wie Audi, BMW, Daimler, Ford, Opel, Porsche und Volkswagen sind auch die einschlägigen Automobilzulieferer Gegenstand der Betrachtung.

Im anschließenden Beitrag von Wolfgang Schade und André Kühn wird ein ganz spezifischer Aspekt der zukünftigen veränderten Rahmenbedingungen für die Automobilindustrie diskutiert: die potenzielle Einführung neuer, vernetzter Mobilitätskonzepte insbesondere im urbanen Raum. Diese Fokussierung erscheint aus drei Gründen von Bedeutung. Erstens wird zukünftig ein deutlich zunehmender Anteil der Weltbevölkerung in urbanen Räumen leben. Zweitens besitzen neue Mobilitätskonzepte bei massivem Ausbau das Potenzial, die Absatzmärkte für neue Pkw deutlich zu verringern und in ihrer Segmentierung zu verändern, sodass der Produktumsatz der globalen Automobilindustrie zurückgehen dürfte. Drittens bieten die neuen Mobilitätskonzepte auch neue Marktchancen, die entweder durch die Automobilhersteller oder andere Akteure inner- und außerhalb des Marktes der Mobilitätsdienstleistungen wahrgenommen werden könnten.

Im dritten Schwerpunktbeitrag werden von Anja Peters die in Gesellschaft und Politik mit der Elektromobilität verbundenen großen Hoffnungen thematisiert, aber ebenso die Herausforderungen auf dem langen Weg zu einer elektromobilen Gesellschaft diskutiert, die oftmals noch sehr unterschätzt werden: So sind noch diverse technische und ökonomische Fragen insbesondere im Bereich der Speichertechnik, aber auch hinsichtlich der Infrastruktur und der Integration in das Energiesystem zu lösen. Nicht zuletzt stellt die Nutzerakzeptanz eine zentrale Voraussetzung für eine erfolgreiche Verbreitung batteriebetriebener Fahrzeuge dar. Der Beitrag gibt einen Überblick über den aktuellen technischen Entwicklungsstand, über ökonomische, ökologische und gesellschaftliche Dimensionen sowie interessante Erstmärkte und Entwicklungsszenarien dieser neuen Form des Antriebs von Straßenfahrzeugen. Elektromobilität bezieht sich dabei sowohl auf vollständig elektrisch betriebene Batteriefahrzeuge als auch auf sogenannte Plug-in-Hybride bzw. Range Extender, die neben einem Verbrennungsmotor über einen Elektromotor mit extern ladbarer Batterie verfügen und somit ebenfalls rein elektrisch fahren können.

Der TAB-Brief Nr. 41 - Die Zukunft der Automobilindustrie ist wie alle früheren Ausgaben elektronisch verfügbar (TAB-Briefe). 

01.10.2012