Der pharmakologisch verbesserte Mensch

Leistungssteigernde Mittel als gesellschaftliche Herausforderung
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Der pharmakologisch verbesserte Mensch - Leistungssteigernde Mittel als gesellschaftliche Herausforderung

Das Buch zum TA-Projekt bietet eine fachlich detaillierte und vielschichtige Untersuchung der Thematik.

Dass gesunde Menschen pharmakologisch wirksame Substanzen – Arznei- oder Betäubungsmittel – verwenden, um ihre individuellen Leistungen zu verbessern, ist kein neues Phänomen. Seit einigen Jahren ist jedoch die Tendenz zu beobachten, ein entsprechendes Verhalten mit Annahmen über bereits erzielte oder erwartbare wissenschaftlich-technische Fortschritte unter dem Etikett »(Neuro-)Enhancement« als durchaus wünschenswerte, zukünftige Strategie der mentalen Leistungssteigerung in Arbeits- und Alltagsumgebungen zu verhandeln. Dagegen wird »Doping« im Sport nach wie vor zumeist abgelehnt.

Das Buch »Der pharmakologisch verbesserte Mensch - Leistungssteigernde Mittel als gesellschaftliche Herausforderung« stellt den Stand der Möglichkeiten, menschliche Leistung pharmakologisch zu beeinflussen, detailliert dar und nimmt eine arznei-, lebensmittel- und gesundheitsrechtliche Einordnung der entsprechenden Substanzen vor. Gezeigt wird, dass die existierenden medizinethischen Standards und Zulassungsverfahren für Arzneimittel gegenwärtig eine erhebliche Barriere für die Entwicklung von nichttherapeutischen Enhancementmitteln darstellen. Trotz fehlender Wirksamkeitsnachweise und erheblichem Nebenwirkungspotenzial ist dennoch von einem relevanten Substanzgebrauch in der Bevölkerung auszugehen, dessen Ursachen und Bedingungen die Autoren als die eigentliche gesellschaftliche Herausforderung ansehen.

Die Analyse der bioethischen und sozialwissenschaftlichen Debatte zur Thematik sowie insbesondere die Auswertung von Erkenntnissen aus der Erforschung der Dopingpraxis im Leistungs- und Breitensport liefern Hinweise auf die mögliche Dynamik von Enhancement in einer »Leistungssteigerungsgesellschaft«.

Auf einen kurzen Nenner gebracht, zeigt die Analyse, dass

  • Enhancementmittel im engeren Sinn – spezifisch wirksam und nebenwirkungsfrei oder zumindest -arm – bislang eine Vision der Forschung bzw. ein Konstrukt der Debatte sind;
  • große Wissenslücken bezüglich der bisherigen Nutzung von Arzneimitteln mit der Absicht der Leistungssteigerung existieren;
  • für eine gezielte und systematische Erforschung und Entwicklung von pharmazeutischen Wirkstoffen und Arzneimitteln mit der Zielsetzung der Leistungssteigerung weitreichende regulative Änderungen nötig wären, die eine sehr dezidierte gesellschaftliche und politische Willensbildung »pro Enhancement« voraussetzen würden;
  • es gewichtige Gründe gibt, das Ziel einer pharmakologischen Leistungssteigerung als wünschenswerte Problembewältigungsstrategie in Zweifel zu ziehen;
  • fundamentaler gesellschaftlicher Diskussionsbedarf zum weiteren Umgang mit wachsenden Leistungsanforderungen und unterschiedlichen Leistungsfähigkeiten besteht.

09.12.2011

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