Die Einreichungsfrist für Angebote ist am 8. Februar 2024 abgelaufen.

Auswirkungen großer Offshore-Windparks auf die ökologisch-ökonomischen Gesamtzusammenhänge in Nord- und Ostsee

Gutachter/innen gesucht
Offshore-WindparkNicholas Doherty/unsplash

Im Rahmen der 2. Projektphase des TA-Projekts »Auswirkungen von Offshore-Windparks auf die Umwelt« ist ein Gutachten zu vergeben, das ausgehend von den aktuellen politischen Ausbauzielen für die Offshore-Windenergienutzung in Deutschland und weiteren Anrainerstaaten auf einer Makroebene betrachtet, in welcher Weise große OWPs in die Ökosysteme der Meere, Watten und Küsten insgesamt eingreifen und damit ggf. tiefgreifende Veränderungen für den gesamten Lebensraum bewirken.

Inhaltsübersicht

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Thematischer Hintergrund

Die Stromerzeugung auf dem Meer wird in Europa und weltweit immer bedeutsamer. Auch in Deutschland wird der Ausbau der Offshore-Windenergie vorangetrieben, große Offshore-Windenergieparks (OWP) in Nord- und Ostsee wurden und werden realisiert. Mittlerweile sind über 1.500 Windenergieanlagen (WEA) mit einer Gesamtleistung von rund 8 Gigawatt (GW) in Betrieb, die aktuell ca. 5 % zur deutschen Bruttostromerzeugung beitragen. Die seitens der Politik proklamierten Ausbauziele für die Offshore-Windenergie liegen für 2030 bei 30 GW, für 2045 bei mindestens 70 GW. Weitere Anrainerstaaten der Nord- und Ostsee haben ambitionierte Ausbauziele formuliert. Belgien, Dänemark, Deutschland und die Niederlande wollen bis 2050 zusammen mindestens 150 GW an Windstromleistung in der Nordsee installieren.

Es besteht Konsens darüber, dass die Nutzung der Meere so natur- und umweltverträglich wie möglich ausgestaltet werden muss. Dies gilt für den Ausbau der Windenergie genauso wie für andere Nutzungsformen (z.B. Fischerei, Schifffahrt, Tourismus und Verteidigung) und gewinnt vor dem Hintergrund, dass viele Tier- und Pflanzenarten in der Nord- und Ostsee durch die intensive Nutzung bereits heute unter starkem Druck stehen, weiter an Bedeutung. Klar ist, dass ein Ausbau der Offshore-Windenergienutzung im geplanten Umfang einen enormen Eingriff in die natürliche Meeresumwelt darstellt. Die Einschätzungen zu den möglichen Auswirkungen dieses Eingriffs auf die maritime Tier- und Pflanzenwelt sind jedoch durchaus unterschiedlich, da negative (z.B. Verdrängungseffekte durch baubedingten Lärm) und positive Effekte (z.B. Bildung von Rückzugsgebieten durch reduzierte Fischerei und Schifffahrt) in einem komplexen Wechselspiel zueinanderstehen. Allerdings ist festzustellen, dass die möglichen Umweltauswirkungen bislang nur unzureichend erforscht bzw. beschrieben sind.

Vor diesem Hintergrund führt das TAB im Auftrag des Deutschen Bundestages eine TA-Untersuchung zum Thema »Auswirkungen von Offshore-Windparks auf die Umwelt« in zwei Phasen durch.

Durchführung des TAB-Projekts

In der 2023 erfolgten Phase I wurden die "Umwelteinwirkungen von Offshore-Windenergieparks sowie spezifische ökosystemare Auswirkungen auf die Meere" betrachtet. Dabei wurden die Technologien der Offshore-Windenergienutzung (einschließlich des Energietransports an die Küste) analysiert, die bau- und betriebsbedingten Umwelteinwirkungen untersucht und die technologischen Möglichkeiten zur Minderung der Umweltwirkungen aufgezeigt. Zudem wurde der Wissensstand zu den Auswirkungen der Offshore-Windenergienutzung auf die maritime Tier- und Pflanzenwelt eruiert.

In der sich nun anschließenden Phase II soll (auch unter Berücksichtigung der Ergebnisse aus Phase I) auf der Grundlage der aktuellen politischen Ausbauziele für die Offshore-Windenergienutzung in Deutschland und weiteren Anrainerstaaten auf einer Makroebene betrachtet werden, in welcher Weise große OWPs in die Ökosysteme der Meere, Watten und Küsten insgesamt eingreifen und damit ggf. tiefgreifende Veränderungen für den gesamten Lebensraum bewirken. Es geht also um die ökologisch-ökonomischen Gesamtzusammenhänge in Nord- und Ostsee.

Leistungsbeschreibung des zu vergebenden Gutachtens

Die nachfolgenden Hinweise stellen die inhaltlichen Schwerpunkte für die Erstellung von Gutachtenangeboten dar. Die Bereitschaft der Gutachter/innen zur engen Kooperation mit dem TAB wird vorausgesetzt.

Das Gutachten Auswirkungen großer Offshore-Windparks auf die ökologisch-ökonomischen Gesamtzusammenhänge in Nord- und Ostsee“ soll den aktuellen Zustand der jeweiligen Meeresökosysteme berücksichtigen (so ist insbesondere die Ostsee seit langem und weiter zunehmend starken Belastungen und Schädigungen ausgesetzt – Eutrophierung, Sauerstoffverlust, Erwärmung, Verringerung des Wasseraustauschs, Entsalzung, Totzonen etc.). Vor diesem Hintergrund soll das Gutachten eine Synthese hinsichtlich vorzugswürdiger (technologischer) Optionen für eine naturschutz- und umweltverträgliche Gestaltung des Ausbaus der Offshore-Windenergienutzung erarbeiten; zugleich sollen Hemmnisse und (ungelöste) Herausforderungen dargestellt und Handlungsoptionen/-notwendigkeiten (insbesondere für die Politik) beschrieben werden.

Auf der Grundlage einer fachwissenschaftlichen Literaturanalyse (Fachzeitschriften, Tagungsbände, graue Literatur etc.) und eigener Expertise sollen insbesondere folgende Aspekte bzw. Fragestellungen vertieft bearbeitet werden:

  • Darstellung der aktuellen politischen Ausbauziele (bis 2040) für die Offshore-Windenergienutzung in Deutschland und den Anrainerstaaten (Nord- und Ostsee).
  • Darstellung der rechtlichen Rahmenbedingungen und deren Auswirkungen auf die Errichtung von OWP. Ggf. Darstellung von Handlungsoptionen bzw. -notwendigkeiten für die Politik.
  • Betrachtung der Ausbauziele auf der Makroebene im Hinblick auf ihre potenziellen Auswirkungen (Deutsche AWZ und Anrainerstaaten): Welche großflächigen ökosystemaren Auswirkungen können durch große OWP entstehen? Relevante und ggf. exemplarisch zu analysierende Wirkfaktoren wären etwa großflächige Bodenverdichtungen, kumulativer Nutzungsdruck, Barrieren und Verlust an Lebensräumen (Oberwasser), Habitatbeeinträchtigung oder -verlust (Unterwasser), Meeresverschmutzung, Havarie-Gefahren, spezifische Belastungen Nord- bzw. Ostsee etc.
  • Werden im Zusammenhang mit OWPs positive Effekte auf Meeresbiotope (oder auch auf die Wirtschaft) diskutiert, wenn ja, welche (z.B. Bildung neuer Ansiedelungs-/Rückzugsgebiete für Fauna und Flora, Auswirkungen schifffahrts- und fischereifreier Meeresgebiete); wie ist der Wissenstand hierzu?
  • Darstellung und Einordnung, wie bzw. mit welchen Maßnahmen und auch innovativen Technologien die von OWPs betroffenen bzw. großflächig beeinflussten Gebiete bestmöglich als funktionierender Lebens- und zugleich Wirtschaftsraum erhalten bzw. betrieben werden können.
  • Beschreibung und Analyse der Potenziale einer möglichen bzw. realisierbaren Mehrfachnutzung der beanspruchten Meeresflächen; Darstellung der Bedingungen, die ggf. einen zielführenden Ausgleich zwischen Natur- und Umweltschutz sowie Wirtschaft – Energiegewinnung, Fischerei, Schifffahrt, ggf. Tourismus – unterstützen könnten. Diskussion sinnvoller bzw. notwendiger Handlungsoptionen insbesondere für die Politik.
  • Analyse und wissenschaftliche Einordnung möglicher Konsense bzw. Dissense in der relevanten Forschungscommunity (inkl. Gegenüberstellung positiver/negativer Effekte für die verschiedenen Optionen).
  • Identifizierung und Konkretisierung aktueller und zukünftig zu bearbeitender Forschungsfragen bzw. FuE-Aspekte.

Die Erkenntnisse aus der Literaturanalyse sollen, wo nötig, beispielsweise durch Expert/inneninterviews aktualisiert und ergänzt bzw. validiert werden.

Bearbeitungsaufwand und Termine

Der vergütbare Bearbeitungsaufwand beträgt 4 bis 6 Personenmonate. Änderung oder Konkretisierung der Untersuchungsaspekte sind möglich und wären ggf. zwischen TAB und potenziellen Auftragnehmenden im Rahmen der Angebotserstellung abzustimmen.

  • Abgabetermin für ein Angebot ist der 08.02.2024.
  • Die Erarbeitung des Gutachtens soll (voraussichtlich) am 01.04.2024 beginnen.
  • Eine Zwischenberichterstattung ist bis zum 01.06.2024 vorzusehen.
  • Das Gutachten muss bis zum 18.08.2024 fertiggestellt sein.

Gutachtenvergabe und -erstellung zu den genannten Terminen erfolgen vorbehaltlich der rechtzeitigen Zustimmung bzw. Mittelbewilligung durch den Deutschen Bundestag.

Hinweise zur Angebotserstellung

Bei der Erarbeitung der Angebote sind die »Hinweise für Gutachter/innen« zu beachten. Insbesondere muss die Kompetenz der Anbietenden aus den Angeboten deutlich hervorgehen und die beabsichtigte Vorgehensweise und der erforderliche Bearbeitungsaufwand sind nachvollziehbar darzulegen.

Senden Sie uns zunächst eine elektronische Version Ihres Angebots zusammen mit dem ausgefüllten Formblatt (Word-Dokument) an unsere E-Mail-Adresse buero∂tab-beim-bundestag.de. Nach unseren Erfahrungen müssen die eingehenden Angebote zumeist inhaltlich, formal und kalkulatorisch überarbeitet werden. Sollten wir Ihr Angebot nach Prüfung durch uns in die engere Wahl ziehen und dem Deutschen Bundestag zur Vergabe vorschlagen wollen, werden wir Sie um eine entsprechende Modifizierung sowie hernach um die Zusendung eines unterschriebenen Angebots an das TAB bitten (Neue Schönhauser Straße 10, 10178 Berlin).

Weitere Informationen und Downloads

Kontakt

Dr. Christoph Revermann
+49 30 28491-109
revermann∂tab-beim-bundestag.de
Büro für Technikfolgen-Abschätzung beim Deutschen Bundestag (TAB)
Neue Schönhauser Straße 10
10178 Berlin
+49 30 28491-0
buero∂tab-beim-bundestag.de