Technischer Fortschritt im Gesundheitswesen

TAB-Bericht zu den Auswirkungen des medizinisch-technischen Fortschritts auf die Kosten des Gesundheitssystems, der Gesundheit der Bevölkerung sowie auf Wirtschaftswachstum und Beschäftigung erschienen.
technischer fortschritt gesundheitswesen
Technischer Fortschritt im Gesundheitswesen: Quelle für Kostensteigerungen oder Chance für Kostensenkungen?

Innovationen im Gesundheitswesen stehen im Spannungsfeld verschiedener politischer Ziele. Sie sollen zu einer qualitativ hochwertigen Gesundheitsversorgung, einer langfristigen Finanzierbarkeit des Gesundheitssystems und – analog zu anderen Wirtschaftsbereichen – auch zu wirtschaftlichem Wachstum und Beschäftigung beitragen. Dies stellt die Akteure im Innovationssystem Gesundheit vor erhebliche Herausforderungen. Dabei steht insbesondere die Befürchtung eventuell ausufernder Gesundheitskosten durch den medizinisch-technischen Fortschritt (MTF) seit Langem im Blickpunkt. Der MTF wird neben demografischen Veränderungen häufig als zentraler Kostentreiber diskutiert. Es stellt sich jedoch die Frage, welche Rolle der MTF in Bezug auf die Entwicklung der Gesundheitsausgaben tatsächlich spielt, was unter Berücksichtigung der o. g. Ziele wünschenswerte Innovationen sind und wie diese hervorgebracht und in ihrer Diffusion gefördert werden können.

Zu diesem Zweck analysiert dieser TAB-Bericht die Auswirkungen des MTFs auf die Kosten des Gesundheitssystems in Wechselwirkung mit den dazugehörigen Rahmenbedingungen, aber auch auf andere Zielgrößen, insbesondere die Gesundheit der Bevölkerung sowie Wirtschaftswachstum und Beschäftigung.

Die Analysen erfolgen auf zwei Betrachtungsebenen: Auf der Makroebene werden die gesamtgesellschaftlichen Implikationen des MTFs diskutiert und insbesondere eine kritische Analyse zur empirischen Evidenz der Kostenwirkungen des MTFs durchgeführt. Auf der Mikroebene werden anhand von Fallstudien die Effizienz (Kosten-Nutzen-Effekte) und Diffusion ausgewählter wichtiger Beispiele des MTFs sowie Unterschiede zwischen verschiedenen Innovationen betrachtet.

Die Ergebnisse dieser Analysen zeigen, dass sich eine »Kostenexplosion« im Gesundheitswesen nicht beobachten lässt: Der Anstieg der Gesundheitsausgaben liegt nur knapp über der Wachstumsrate des Bruttoinlandprodukts (BIP). Ferner ist die Auswirkung des MTFs auf die Gesundheitsausgaben geringer als angenommen, da Ausgabeneffekte anderer Einflussgrößen (Lebensstile, politische Rahmenbedingungen) methodenbedingt dem MTF zugeschrieben werden. Das Kosten-Nutzen-Verhältnis einzelner Innovationen im Gesundheitssystem wird von einer Vielzahl innovationsspezifisch unterschiedlicher Faktoren beeinflusst (Erstattung, Kompetenz der Anwender, Therapietreue etc.) und differiert erheblich zwischen verschiedenen Innovationen. Zudem wird die Diffusion von Innovationen oft erst spät vom Kosten-Nutzen-Verhältnis beeinflusst. Bei einem Großteil der Innovationen gibt es allerdings kein klares, d.h. eindeutiges und einheitliches Kosten-Nutzen-Verhältnis, da zum einen keine relevanten Studien vorliegen, zum anderen das Kosten-Nutzen-Verhältnis einer Innovation oft davon abhängt, bei welcher Indikation, welchen Schweregraden der Erkrankung, welchen Altersgruppen etc. die betreffende Innovation zur Anwendung kommt.

Der Bericht definiert eine Reihe von Handlungsoptionen für die Schaffung von Rahmenbedingungen, die zur Realisierung der gewünschten Potenziale des MTFs und zur Minimierung nichtintendierter Wirkungen beitragen können. Dazu gehören Optionen zur frühzeitigen Schaffung von Evidenz zum Kosten-Nutzen-Verhältnis, zum Setzen von Anreizen zur Verbreitung von Innovationen mit positivem Kosten-Nutzen-Verhältnis sowie zur stärkeren Orientierung der Innovationsförderung an gesundheitlichen und gesellschaftlichen Bedarfen.

Der Innovationsreport (TAB-Arbeitsbericht Nr. 157) steht zum Download zur Verfügung.

28.11.2014

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