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Anwendungspotenziale und Herausforderungen von künstlicher Intelligenz in der Bildung

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Thematischer Hintergrund

Künstlicher Intelligenz (KI) wird auch im Bereich der Bildung eine zukünftig größere Bedeutung zugeschrieben. So hat sich aktuell etwa der Unterricht im Kontext der COVID-19-Pandemie auf digitale Plattformen verlagert, Schüler/innen wie auch Studierende arbeiten mittlerweile mit personalisierten Empfehlungssystemen und KI-basierten Lern-Apps. Zu erwarten ist, dass KI zukünftig nicht nur als Gegenstand der Bildung im schulischen, tertiären sowie beruflichen Bereich, sondern auch als Bildungsmedium an Bedeutung gewinnt.

Mögliche Anwendungen umfassen dabei auf Ebene der Lernenden z. B. die Unterstützung eines (digital organisierten) Lernprozesses mittels Auswertung verfügbarer Daten (Learning und Data Analytics). Durch Erhebung von Daten über den Lernfortschritt (Prozessdaten digitaler Lernplattformen, aber auch durch spezielle Sensoren wie Eyetrackingbrillen erhobene Daten) können Hinweise zu Stärken und Schwächen beim Wissenserwerb gegeben oder die jeweils passenden Lerninhalte angeboten werden. Intelligente Werkzeuge zur Erzeugung augmentierter oder virtueller Realitäten (AR/VR) können zudem Lernerlebnisse bieten, die nicht den Begrenzungen analoger Lernerfahrungen unterliegen (etwa bei naturwissenschaftlichen Experimenten oder Simulationen). Für Lehrende bieten intelligente Analysesysteme vielfältige Möglichkeiten, die Vermittlung von Inhalten und das Erlernen von Kompetenzen stärker an die jeweilige Lerngruppe und an einzelne Lernende anzupassen, etwa wenn sich bei der (automatisierten) Auswertung der Daten Förderungsbedarfe zeigen. Auf institutioneller Ebene können die gewonnenen Daten genutzt werden, um prospektiv die Erfolgschancen von Lernenden abzuschätzen und ggf. passende Unterstützungsangebote zu unterbreiten.

Bisher steht KI in der Bildung in Deutschland noch am Anfang der Entwicklung und Implementation – sowohl bei speziell für die Bildung entwickelten KI-Systemen als auch beim Einsatz generischer KI-Anwendungen (z. B. Sprachverarbeitung) in Bildungskontexten. Auch sind rechtliche, pädagogische sowie ethische Fragen zur Sammlung und Verwendung der Daten von Lernenden und zu den Risiken einer Anwendung von KI in Lernprozessen noch weitgehend offen.

Ziel und Vorgehensweise

Eine Analyse konkreter Auswirkungen von KI-Anwendungen auf Lernende, Lehr-Lern-Prozesse bzw. deren Organisation kann erst bei Vorliegen einer größeren Zahl von Anwendungsbeispielen und nach Auswertung der Ergebnisse laufender und zukünftiger Forschungsprojekte geleistet werden.

Im Rahmen eines Monitorings soll daher zunächst eruiert werden, welche bildungsbezogenen KI-Anwendungen in Deutschland derzeit existieren bzw. sich in der Entwicklung befinden. Darüber hinaus soll der Wissensstand zu den Anwendungspotenzialen und Herausforderungen von KI-Anwendungen in der Bildung sowie zu möglichen Chancen für eine Verbesserung von Bildungsprozessen ausgewertet und in Form einer Synopse zusammengefasst werden. Anhand von Interviews mit Expert/innen (aus den Bereichen KI und Bildung) sollten dann eine Roadmap der erwartbaren Entwicklungen erstellt und mögliche Auswirkungen identifiziert werden. Für eine konzentrierte Analyse soll zudem eine Fokussierung auf einen spezifischen Anwendungsbereich erfolgen, beispielsweise die Unterstützung praktischer Lernerfahrungen durch KI in der beruflichen Aus- und Weiterbildung.

Stand der Projektbearbeitung

Zur Erhebung des Stands von Forschung, Entwicklung und Anwendung von KI in der Bildung wurden im Oktober 2021 zwei Gutachten beauftragt. Darin wird zum einen die internationale fachwissenschaftliche Debatte u.a. mithilfe einer Literaturanalyse ausgewertet, um die unterschiedlichen Anwendungsfelder und Systeme zu erfassen, Potenziale und mögliche Hemmnisse der Anwendung von KI in der Bildung zu identifizieren sowie Erkenntnisse über die Bedeutung ethischer Richtlinien und von Förderprogrammen zu gewinnen. Zum anderen geht es um die Situation in Deutschland. Im Gutachten wird dargestellt, welche KI-gestützten Anwendungen bereits in den unterschiedlichen Bildungsbereichen zum Einsatz kommen, welche Erwartungen und Befürchtungen damit verbunden werden und welche Potenziale speziell im Bereich des kompetenzorientierten Lernens in der beruflichen Aus- und Weiterbildung bestehen.

Die Gutachten werden derzeit durch weitere Recherchen zur Berücksichtigung aktueller Entwicklungen ergänzt. Der Abschlussbericht soll der zuständigen TA-Berichterstattergruppe der Fraktionen im Frühjahr 2024 zur Abnahme vorgelegt werden. 

Vertiefte Untersuchung zu ChatGPT und vergleichbaren Systemen

Mit der Vorstellung von ChatGPT durch das Unternehmen OpenAI im November 2022 wurde für eine breite Öffentlichkeit sicht- und erlebbar, welche Möglichkeiten der Verarbeitung natürlicher Sprache mit KI-Systemen bestehen. Die bereits diskutierten Anwendungen insbesondere in Bildung und Wissenschaft fordern bestehende Praktiken des Lernens und der Wissensverarbeitung heraus, bergen aber auch Chancen. Um auf diese neue Entwicklung zu reagieren, hat der Ausschuss für Bildung, Forschung und Technikfolgenabschätzung das TAB im Februar 2023 beauftragt, ChatGPT und vergleichbare Computermodelle zur Sprachverarbeitung vertieft zu untersuchen und ihre Auswirkungen in technischer, sozialer und ethischer Hinsicht zu analysieren. Ein spezieller Fokus liegt dabei auf Bildungsprozessen in Schule, Hochschule und der Aus- und Weiterbildung. Die als Hintergrundpapier veröffentlichten Ergebnisse wurden am 26. April 2023 im Rahmen eines öffentlichen Fachgespräches im Ausschuss vorgestellt und diskutiert. 

Hintergrundbild: Auf einer schwarzen Tastatur am unteren Bildrand liegt ein aufgeschlagenes Buch, darüber schweben rote Wörter in Form von Etiketten, über denen der Buchstabe A schwebt Teresa Berndtsson / Better Images of AI / Letter Word Text Taxonomy / Licenced by CC-BY 4.0.
Chancen und Risiken von KI-Anwendungen wie ChatGPT

Expertengespräch im Bildungsausschuss am 26. April 2023. Grundlage des Gesprächs war der TAB-Bericht ChatGPT und andere Computermodelle zur Sprachverarbeitung.

Nachschauen

Publikation


Im Bundestag

Publikationen im Kontext


Vorträge
ChatGPT - Auswirkungen auf Gesellschaft und Politik
Albrecht, S.
2023. FachMittag zum Thema ChatGPT und Auswirkungen auf Gesellschaft und Politik (2023), Wien, Österreich, 2. Juni 2023 
ChatGPT und der wissenschaftliche Text. Eine Annäherung aus der Perspektive der Technikfolgenabschätzung (und eigener Betroffenheit)
Albrecht, S.
2023. Interdisziplinäre Tagung KI – Text und Geltung: Wie verändern KI-Textgeneratoren wissenschaftliche Diskurse? (2023), Darmstadt, Deutschland, 25.–26. August 2023 
Sprengt ChatGPT das Bildungssystem? Generative KI als Potenzial und Herausforderung
Albrecht, S.
2023. Fachkonferenz "Generative KI": „ChatGPT und Generative Künstliche Intelligenz: Quantensprung oder leeres Versprechen?“ (2023), München, Deutschland, 30. November 2023 
Cover TKP Nr. 52, Sprich mit mir! Perspektiven für den Einsatz KI-basierter Dialogsysteme

Themenkurzprofil Nr. 52

 

Sprich mit mir! Perspektiven für den Einsatz KI-basierter Dialogsysteme (PDF)
Peters, R.
2022. Büro für Technikfolgen-Abschätzung beim Deutschen Bundestag (TAB).
doi:10.5445/IR/1000143462

Cover: TKP Nr. 42: Learning Analytics – Potenzial von KI-Systemen für Lehrende und Lernende

Themenkurzprofil Nr. 41

 

Learning Analytics – Potenzial von KI-Systemen für Lehrende und Lernende.(PDF)
Peters, R.; Bovenschulte, M.
2021. Büro für Technikfolgen-Abschätzung beim Deutschen Bundestag (TAB).
doi:10.5445/IR/1000131769